Tagescamp „Erfindungen und Musik in der Antike“


Workshop Ovid: Daedalus und Ikarus

Reflexionen zu zwei Bildern von Angerer dem Älteren

Angerer der Ältere
Auf dem Bild wird hinten rechts und hinten links ein Sternenhimmel gezeigt, davor füllt eine riesige Sonne die ganze Breite und zwei Drittel der Höhe des Bildes aus. Im Vordergrund und ziemlich mittig ist Ikarus mit Flügeln, die sich über das ganze Bild erstrecken, zu sehen. Er ist über dunkle Streifen mit dem darunter liegenden, das untere Drittel des Bildes füllenden, schwarz-grünen Bereich verbunden.
Ich denke, dass das Bild vor allem die göttliche Macht darstellt, die Ikarus, der die Menschen repräsentiert, begrenzt. Die Sonne wirkt mit ihrer in einen inneren und äußeren Farbbereich gegliederten Struktur wie ein riesiges göttliches Auge, das Ikarus fokussiert. Außerdem wird Ikarus durch die schwarzen Fäden quasi nach unten, in den dunklen Bereich, der sowohl die Wolkendecke, als auch das Meer sein könnte, gezogen. 
Das Bild spiegelt insgesamt nur einige Aspekte des antiken Mythos wieder wie z. B. die Sonne und das Meer als Gefahr und das Göttliche, was den Menschen an seinen Platz in der natürlichen Ordnung erinnert. Daedalus, der der eigentliche Protagonist ist, fehlt aber völlig, und die den Menschen behindernde, göttliche Kraft wird überbetont.

Maxim Tirschmann (Klasse 11, LK Griechisch)

Angerer der Ältere
Ein Wirrwarr aus Federn und ein schemenhaft erkennbarer Mensch stürzen ins Meer… Gefesselt von einem mit hellen Farben dargestellten Netz, das teilweise vom Einsturz ins Meer zerreißt. 
Der Mensch fliegt zu hoch, erfindet Dinge, bei denen man aus heutiger Sicht denkt, sie hätte besser niemand erfunden… Atomwaffen, Bomben, Düsenjäger, alles natürlich nur, um den FORTSCHRITT des Landes zu zeigen, zum SCHUTZ, um sich von den ANDEREN ABZUHEBEN. SIE zu ÜBERFLÜGELN!
Der Mensch stürzt ab. Wir merken so langsam, dass uns unsere TOLLEN ERFINDUNGEN zum eigenen VERDERBEN werden.
Flieg nicht zu hoch, auch nicht zu tief, sagte der Vater. 
Aber vom Rausch des NEUEN beseelt, vergisst Ikarus die ERMAHNUNGEN. Fliegt immer höher, der SONNE entgegen und merkt nicht, dass die Sonne ihm das WACHS wegschmilzt und er langsam, aber diesmal UNGEWOLLT, wieder zu sinken beginnt.
Der FORTSCHRITT wird zum VERDERBEN, zur FALLE, zum Netz, das das Schwimmen verhindert, Tod ist vorprogrammiert. Das GLÜCKSGEFÜHL schlägt um in ENTTÄUSCHUNG und, im Rückblick, in REUE. 
Ach, hätten wir doch nie beschlossen zu fliegen, immer schärfere Waffen zu bauen, wären wir doch bloß nicht vom Boden abgehoben, dann lägen wir jetzt nicht zerschmettert vom Aufprall aufs Wasser tot auf dem Meeresboden zwischen Blindgängern und Flugzeugwracks…

Anne Alte (Klasse 11, LK Griechisch)

Abbildungen mit freundlicher Genehmigung des Künstlers